Eine Eisenbahnanlage ohne Vorbild zu bauen ist um einiges einfacher als der Nachbau nach einem Originalplan. Außerdem ist die historische Eisenbahnanlage von Gemünden relativ groß! Das fängt mit dem Maßstab an und hört nicht mit der Frage nach der Steuerung auf. Die Gemündener Anlage müsste, hielte man sich genau an den H0-Maßstab 1:87, ungefähr 33 Meter lang sein. Die Räumlichkeiten sind allerdings nur halb so lang! Also kann kein 100%iges Abbild geschaffen werden. Folglich muss, unter Berücksichtigung der wichtigsten Anlagenteile, der Charakter gewährleistet sein.
Anlagenteile
- Bayerisches Bahnbetriebswerk
- Preußisches Bahnbetriebswerk
- Bayerischer Bahnhof mit Gleisanlagen
- Preußischer Bahnhof
- Postgebäude
- Güterabstellgleise
- Rangiergleise
- Paradestrecke (entlang der Stadt)
- Saalebrücke
Insbesondere bei der Paradestrecke wird die maßstäbliche Übereinstimmung mit den Gebäuden entlang der Stadtmauer erkennbar.
Dann macht es gleichfalls keinen Sinn, die Züge nur hin und her zu fahren. Eine Modellanlage jedenfalls muss leben! An beiden Enden sind daher so genannte Wendel erforderlich, damit die Züge unter die Anlage in Schattenbahnhöfe fahren können. Dort werden diese abgestellt bis sie wieder aufgerufen werden. Diese Vorgänge müssen sich permanent mit unterschiedlichen Zügen wiederholen. Das Erscheinungsbild muss gewahrt bleiben. Denn nichts ist langweiliger, als nur ab und zu einen Zug an der Stadtmauer vorbeifahren zu sehen.
Der östliche Anlagenteil in Richtung Würzburg und Schweinfurt ist noch nicht fertiggestellt. Die historische Eisenbahnanlage von Gemünden beeindruckt aber bereits jetzt durch ihre Größe. So kann man sich gut vorstellen, wie viele Menschen beim Bau der Eisenbahn in Gemünden in Lohn standen.
Deshalb muss bereits beim Bau und Verlegen der Gleise und Weichen an die Zugfolge gedacht werden. Auf welchen Gleisen, über welche Weichen fahren die Züge nach Aschaffenburg, Jossa, Würzburg oder Schweinfurt? Denn die Züge dürfen sich nicht gegenseitig blockieren. Zudem müssen Zusammenstöße ausgeschlossen werden. Anhaltspunkte können zwar aus dem Originalgleisplan entnommen werden. Dabei müssen wir aber immer die maximal mögliche Länge beachten!
Künftig sollen die Personen- bzw. Schnellzüge nach einem Zeitplan automatisch fahren. Die Güterzüge werden „von Hand“ gesteuert. So wie es im richtigen Leben war (und noch heute ist). Die Güterzüge sollen auch, wie früher in Gemünden ein gewohntes Bild, neu zusammengestellt werden. Hier gilt es dann richtige Rangierarbeit zu leisten!
Moderne Steuerung
Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, muss die Zugsteuerung exakt ausgelegt werden. Und schon sind wir mitten im Thema der Digitalisierung in Verbindung mit einer Steuersoftware. Dieses Thema hier zu beschreiben, würde diese Übersicht volumenmäßig sprengen. Deshalb hier nur ein kleiner Hinweis: für die gesamte Modellbaumannschaft war dieses Thema vollkommenes Neuland!
Hier einige statistische Aussagen (Stand Oktober 2015):
Ca. 260 m verlegte Gleise
62 Weichen
21 Doppelkreuzungsweichen
Drehscheibe 14,5 cm
132 Rückmeldestellen
Schattenbahnhof Aschaffenburg/Jossa für 14 Züge
Schattenbahn Hammelburg für 4 Züge
Wir verwenden ein Zweileitersystem im Maßstab H0 („halbe Null“).
Noch ein Wort zu unserem rollendes Material, also den Lokomotiven und Waggons.:
Aus dem aufgelösten Unterfränkischen Verkehrsmuseum konnten wir die passenden Bestände übernehmen.
Außerdem erhielten wir zwei Sammlungen. Eine kam sogar mit über 50 Postpäckchen aus Japan. Darin befanden sich Lokomotiven aller Art, Personen- und Güterwagen – viele, viele Artikel, welche wir einsetzen können.
Eine zweite Sammlung haben wir von einem Gemündener Bürger erhalten. Diese in ihrem Umfang zu beschreiben fällt nicht leicht. Sie ist ein regelrechtes Schmuckstück!
Daraus ergibt sich auch die nächste anstehende Arbeit. Alle Lokomotive und Wagen zu sichten, bei Bedarf zu renovieren und die Loks zu digitalisieren.
Die Arbeit (oder Vergnügen?) wird uns nicht ausgehen.